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Zeitloch im Horrorwitz

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AlexanderZeitl0ch's avatar
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Zeitloch im Horrorwitz



Alexander Zeitloch setzte einen seltsamen Attraktor nach dem anderen. Währenddessen brüllte er immer wieder sein neues Mantra: "Schuld, Schuld, alle meine Selbstläufer, Schuld, Schuld, alle meine Selbstläufer..." Die Entropie trieb ihm die Tränen in den Blick, ein benzin- und säuregetränkter entflammter Sandsturm hätte es nicht besser vermocht. Er verliebte sich, verlor sich in sein Ego so fest er nur konnte, doch oben war unten und innen war außen. Kurz hatte er das Gefühl gehabt, als habe sein Atem sich überschlagen, als habe ein Atemzug den nächsten gleichermaßen eingeholt und übersprungen und schon war er tot gewesen. Nun war da nichts als das Chaos und er wollte doch noch irgendwohin.
Aber was heißt irgendwohin, wenn es unendlich viele Räume gibt und die Zeit sich in alle Richtungen erstreckt?
Alexander Zeitloch brach einen großen schweren Ast von einem vorbeirasenden Baum ab und flocht einen Faden aus Ektoplasma, den er an einem Ende des Astes befestigte. Dann nahm er einen seltsamen Attraktor, den er Sören nannte, und hängte ihn ans herabhängende Ende des Ektoplasmafadens und steckte sich den Ast in die Spitze seiner Hexenpyramide. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er übrigens gar nicht gewusst, dass er sowas hat - eine Hexenpyramide.
Der Entropiesturm wurde dichter und von einem vorbeirasenden Meteoriten brüllte ein Penner: "Versuch's mal mit Avalokiteshvara!"
"Schnauze!" brüllte Alexander zurück, sein Mantra unterbrechend und murmelte: "Vor diesen Mystikern ist man aber auch nirgendwo sicher."
Hinter Alexander stand übrigens die ganze Zeit schon ein schmunzelnder Engel, der ihm jetzt auf die Schulter tippte und sagte: "Nun, mein Kleiner, um mit Engelszungen zu reden, ich glaube nicht, dass aus dir nochmal was wird."
Alexander nahm sein Mantra wieder auf und brüllte "Schuld, Schuld, alle meine Selbstläufer!" direkt in die milde lächelnde Fresse des Engels.
Und dann dachte er liebevoll an Sören, der schon die ganze Zeit so eine seltsame Anziehung auf ihn ausübte. Zärtlich flüsterte er Sören zu: "Sören, bring mich dahin, wo der Pfeffer wächst!"
Sören tat sein Bestes und im Nu fand sich Alexander Zeitloch an einem schwarzen, kalten und sehr stillen Ort wieder. Hätte er noch eine Nase gehabt, hätte er übrigens niesen müssen. Der Ort war so schwarz, dass er noch nicht einmal sich selbst sehen konnte. Er verabschiedete sich höflich von Sören und drehte sich vorsichtig zu dem um, wovor er geflohen war.
Angestrengt lauschte er in die Stille und blickte in die Schwärze bis er in weiter Ferne ein paar Engel ausmachen konnte, die sich vor Lachen die Bäuche hielten und denen Tränen über die Wangen liefen.
Alexander ließ seiner luziferischen Seite freien Lauf und brüllte in Richtung eines Ortes inmitten der und hinter den Engeln:
"Verstehe, die Hölle ist also der Ort, wo man nur die lachende Seite der Engel zu Gesicht bekommt."
"Ja, mein Sohn!" brüllte Gott, während ein kugelrundes Auge in keiner der uns bekannten Farben und mit 745 Billiarden Kilometer Durchmesser auf Alexander Zeitloch zugerast kam und 0,00000000002 Millimeter vor Alexander haltmachte.
"Es sind nur ihre Ärsche, die lachen, der Rest von ihnen ist mit anderen Dingen beschäftigt." brüllte Gott weiter.
Alexander schwört heute, er hätte sich in diesem Moment übergeben, wenn er gekonnt hätte.
"Gott, du bist so hässlich und ekelerregend." brachte Alexander wimmernd, schluchzend und zitternd hervor.
"Was willst du?" sagte Gott in seiner Güte und Milde, die Alexander als Ausdruck unendlicher Müdigkeit und Niedergeschlagenheit erkannte. Dabei schrumpfte Gott auf die Größe eines Senfkorns zusammen, das in weiter Ferne lag.
"Nun, ich dachte, vielleicht hätten die Menschen Interesse an einer prophetischen Zeitschrift. Der Titel wäre: Die Grenze. Inhalte wären unverständliche Wahrheiten und man könnte mit dem Ding die Weltgeschichte von vorne bis hinten neu aufrollen und ihr endlich mal einen humanistischen Touch geben. Die erste Ausgabe bekämen natürlich Adam und Eva und dann müsste man mal weitersehen. Was hältst du davon?"
Gott rülpste kurz und sagte dann: "Okay, hört sich nicht schlecht an, aber bevor ich dich das machen lasse, musst du mich erstmal in meinem neuen Egoschooter besiegen. Das Game ist echt Dope und es heißt: Horrorwitz. Ziel des Spiels ist es, mich zum Lachen zu bringen. Du musst mich einfach kitzeln. Da ich einiges gewöhnt bin, bedarf es dazu allerdings schwerster Artillerie, die Waffen habe ich in diesem Moment erschaffen und du musst sie erstmal aufsammeln, für jeden lachenden Engel bekommst du auch Punkte, aber das ist eigentlich unwichtig, denn den Posten des Chefredakteurs für die Grenze gebe ich dir erst, wenn du mich genug gekitzelt hast, damit ich lache, ein kleines Kichern reicht übrigens schon. Na denn mal los!"
Alexander Zeitloch raste nun vierzig Tage lang durch das Chaos und sammelte Kettensägen, Flammenwerfer, Raketenwerfer, Maschinenpistolen und was er sonst noch so fand, ihr kennt das ja, und verballerte schließlich drei Tage lang aus sicherer Entfernung seine gesamte Munition auf das 745-Billiarden-Kilometer-Senfkorn bis es kurz zuckte und ganz leise kicherte. Und Gott sprach:
"Ja, dann mach dich mal vom Acker! Deine Redaktion wartet auf dich."
Und im nächsten Moment fand sich Alexander Zeitloch in einem bequemen Chefredakteurssessel in einem großen Büro im Redaktionsgebäude der Grenze im Himalayagebirge wieder, vor ihm auf dem Schreibtisch ein Aschenbecher, ein Feuerzeug, eine Schachtel Gauloises, eine dampfende Tasse Kaffee und ein PC. Und irgendwie, er konnte nicht sagen, warum, war ihm zugleich zum Lachen und zum Weinen zumute.
This one is asequel to "Alles - Nichts geht mehr" which you should read first. Part 2of the Alexander Zeitl0ch saga, the weirdest part of my work.
© 2006 - 2024 AlexanderZeitl0ch
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noisemonkey's avatar
Also ich finde den Stil genial. macht echt spaß zu lesen. Freu mich schon auf ne eventuelle fortsetzung^^